Mehr versichern mit Verantwortung

Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
sehr geehrte Damen und Herren!

„Wir wollen eine verlässliche Partnerin für unsere Stakeholder sein.“ Das ist mitunter leichter gesagt als getan. Umso mehr freue ich mich, dass wir unsere Verlässlichkeit 2021 erneut unter Beweis stellen konnten. Mit einem Mehr an Prämien, Gewinn und Engagement sowie der Vorstellung unseres neuen Strategieprogramms für die Jahre bis 2025 bekräftigen wir diesen Anspruch.

Im Geschäftsjahr 2021 konnten wir sowohl die Prämieneinnahmen um 5,5 % steigern und damit erstmals die 11-Milliarden-Marke knacken als auch ein solides Vorsteuerergebnis von EUR 511,3 Mio. erzielen. Unsere bekannten Stärken – unsere Vielfalt, unser langfristiges Denken, unsere Flexibilität sowie die permanente Verbesserung des Bestehenden – machen uns resilient und haben dieses Mehr an Erfolg ermöglicht. Sie halfen uns dabei, die Auswirkungen der anhaltenden Pandemie zu meistern. All das wird jedoch durch die aktuelle Kriegssituation in der Ukraine erneut auf die Probe gestellt. Wir sind als Gruppe in den letzten beiden Jahren noch stärker zusammengewachsen und haben bewiesen, dass wir auch unter schwierigen Bedingungen Beständigkeit zeigen. Das gilt in Extremsituationen, wie sie derzeit in der Ukraine herrschen, umso mehr. Im Moment zählt die Sorge um die Menschen vor Ort, darunter unsere Mitarbeiter:innen und Kund:innen. Zusätzlich zum menschlichen Leid ist zu erwarten, dass auch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Konflikts und der Sanktionen, deren Ausmaß derzeit schwer abschätzbar sind, weitreichend sein werden. Gemeinsam werden wir auch diese Herausforderung bewältigen. Die breite Streuung von Märkten und Versicherungssparten in Kombination mit dem lokalen Unternehmertum fördern unsere Stabilität und ermöglichen wechselseitige Unterstützung. Durch unsere dezentralen Strukturen können unsere Gesellschaften rasch, marktgerecht und maßgeschneidert reagieren – auch in Extremsituationen.

Elisabeth Stadler CEO Vienna Insurance Group

Verbesserte Combined Ratio, höhere Dividende

Ungeachtet der heftigen Naturkatastrophen des Jahres 2021, deren Nettoauswirkung auf unser Ergebnis durch unser umfassendes Rückversicherungsprogramm auf rund EUR 90 Mio. beschränkt werden konnte, verbesserten wir unsere Combined Ratio auf 94,2 %. Dieser Erfolg basiert unter anderem auf den nachhaltigen Effizienzsteigerungen im operativen Geschäft. Hinzu kam ein positiver Effekt in Zusammenhang mit der Pandemie – aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens gab es 2021 einen vorteilhaften Schadenverlauf im Kfz-Bereich. Angesichts der guten Geschäftsentwicklung peilen wir eine deutlich höhere Ausschüttung als im Vorjahr an. Konkret werden wir der Hauptversammlung eine Dividende in Höhe von EUR 1,25 vorschlagen. Das zeigt: Die VIG-Gruppe ist eine verlässliche Partnerin für ihre Aktionär:innen. Sie schüttet seit 1994 ohne Unterbrechung jährlich eine Dividende aus – auch während der Finanzkrise 2007 und 2008 sowie zuletzt während der COVID-19-Pandemie.

Strategie-Update

Nach Abschluss der Agenda 2020 haben wir im vergangenen Jahr das neue Strategieprogramm VIG 25 eingeleitet, das unseren Kurs bis 2025 festlegt. VIG 25 wurde in einem gruppenweiten Prozess in enger Zusammenarbeit mit den CEOs aller unserer Versicherungsgesellschaften entwickelt. Gemeinsam haben wir die aktuellen Trends in der Versicherungswirtschaft systematisch analysiert. Um den Marktanforderungen zu begegnen und die dynamische Weiterentwicklung der Gruppe zu sichern, wurden gezielte Initiativen in den drei Stoßrichtungen mehr Effizienz, mehr Kund:innennähe und mehr Wertschöpfung gesetzt (Details dazu im Strategieprogramm VIG 25). Prozessoptimierung und die digitale Transformation stehen dabei unverändert im Fokus. Neue Schwerpunkte setzen wir, indem wir unser Geschäftsmodell über das reine Versicherungsgeschäft hinaus erweitern. In den Bereichen Pensionsvorsorge und Asset Management sehen wir gerade in der CEE-Region großes Potenzial. In der Betreuung unserer Kund:innen setzen wir verstärkt auf hybride Ansätze und kombinieren persönliche und digitale Kontakte. Wir wollen stärker auf digitalen Plattformen vertreten sein oder auch selbst Ökosysteme entwickeln, in denen wir in bestimmten Themengebieten – etwa Gesundheit, Wohnen oder Auto – eine breite Palette an Dienstleistungen anbieten. Auf diese Art können wir für unsere Kund:innen sowohl sichtbarer als auch relevanter werden.

Neue Strukturen

Wenn neue Impulse gesetzt werden, müssen sich auch die Strukturen den adaptierten Anforderungen entsprechend mitentwickeln. Im Zuge der strategischen Überlegungen von VIG 25 haben wir drei wesentliche strukturelle Anpassungen beschlossen: Erstens haben wir unsere Region neu gegliedert. Unverändert bleibt der Fokus auf Zentral- und Osteuropa (CEE), zu deren 20 Ländern wir auch Österreich zählen. Zweitens fokussieren wir uns in der Berichterstattung in Zukunft auf sechs – statt bisher zwölf – berichtspflichtige Segmente, nämlich Österreich, Tschechische Republik, Polen, Erweiterte CEE, Spezialmärkte und Gruppenfunktionen. Diese straffere Darstellung erhöht die Übersichtlichkeit. Drittens haben wir auf Vorstandsebene die Aufgabengebiete und Länderverantwortungen neu geordnet und zusätzliche Funktionen etabliert: Neben der CEO (Chief Executive Officer) und der CFRO (Chief Financial and Risk Officer) koordinieren der CIO (Chief Innovation Officer), der COO (Chief Operations Officer) sowie der CTO (Chief Technical Officer) die entsprechenden Bereiche.

„Wir wollen unsere führende Marktposition in CEE weiter ausbauen und bis 2025 in jedem CEE-Land außer Slowenien zumindest zu den drei größten Versicherungsgruppen zählen.“

Wachstum in CEE & Aegon-Übernahme

VIG 25 und die dazugehörenden Initiativen unterstützen uns bei der Erreichung der neu formulierten Gruppenziele. Wir wollen nicht nur nachhaltige Werte schaffen, sondern auch unsere führende Marktposition in CEE weiter ausbauen. Das mittelfristige Ziel besteht darin, bis 2025 in jedem CEE-Land außer Slowenien zumindest zu den drei größten Versicherungsgruppen zu zählen. Ein großer Schritt in diese Richtung ist die geplante, aber zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht final abgeschlossene Übernahme des CEE-Geschäfts der niederländischen Aegon N.V. Wir haben bereits Ende 2020 einen Kaufvertrag unterzeichnet, der den Erwerb von Gesellschaften in Ungarn, Polen, Rumänien und der Türkei umfasst. Mit dieser Akquisition wird die VIG nicht nur zur Marktführerin in Ungarn auf-, sondern auch in das Lebensgeschäft in der Türkei einsteigen. Zudem wird der Bereich Asset Management und das Pensionsfondsgeschäft deutlich verstärkt werden. Der Übernahmeprozess geriet vorerst ins Stocken, da das ungarische Innenministerium eine notwendige Zustimmung verweigerte. Nach intensiven Gesprächen gelang es uns, eine positive Verhandlungslösung zu erzielen. Im Februar 2022 fixierten wir mit der ungarischen Staatsholding Corvinus eine Kooperation. In einer eigens gegründeten ungarischen VIG-Holdinggesellschaft werden in mehreren Schritten sowohl unsere Gruppengesellschaft Union Biztosító als auch – vorbehaltlich des Closings der Aegon-Transaktion – die ungarischen Aegon-Gesellschaften zusammengeführt werden. Corvinus wird eine 45%ige Beteiligung halten und die VIG mit dem kontrollierenden Mehrheitsanteil von 55 % die operative Führung übernehmen. Durch die vereinbarte Kooperation vermeiden wir langwierige und kostenintensive juristische Verfahren, schaffen Klarheit und können einen Beitrag zur positiven Entwicklung der ungarischen Versicherungswirtschaft leisten.

Erstmals Nachhaltigkeitsziele in der Strategie

Im Jahr 2017 veröffentlichte die VIG-Gruppe erstmals ihre Nachhaltigkeitsstrategie. Im Jahr 2021 haben wir einen weiteren wesentlichen Schritt gesetzt und Nachhaltigkeits- bzw. ESG-Ziele – also Bestrebungen in den Bereichen „Environment, Social, Governance“ – in unsere Gruppenziele aufgenommen. Diese umfassen unter anderem: weitestgehend klimaneutrale Büros bis 2030, Engagement für lokale Gemeinschaften, Förderung der Aus- und Weiterbildung für die Mitarbeitenden sowie ein breites Produktangebot mit sozialem und ökologischem Mehrwert. Insbesondere im Bereich der Kapitalveranlagung ist uns der Ausbau nachhaltiger Investments ein großes Anliegen. Die VIG-Gruppe investiert stark in erneuerbare Energien. Unser Bestand an Green Bonds hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht und liegt zum Jahresende 2021 bereits bei EUR 436,4 Mio. Die von uns selbst 2021 begebene Nachhaltigkeitsanleihe in Höhe von EUR 500 Mio. sieht in ihren Veranlagungskriterien (Sustainability Bond Framework) nicht nur Investitionen in grüne, sondern explizit auch in soziale Projekte vor, womit wir einmal mehr die für uns insgesamt gültige gesamtheitliche Betrachtung des Themas Nachhaltigkeit unterstreichen.

Trotz des Kriegs in der Ukraine, inmitten eines unserer VIG-Märkte, der uns tief betroffen macht, werden wir das operative Versicherungsgeschäft so wie bisher gut managen. Wir wollen in unserem Heimmarkt Zentral- und Osteuropa weiter profitabel wachsen, und zwar sowohl organisch als auch durch Akquisitionen. Wir glauben an das langfristige Potenzial der Region und wissen, was Versicherung leisten kann. Daher wird die VIG-Gruppe bewährte Prinzipien mit neuen Ideen kombinieren und damit noch mehr nachhaltige Werte für alle Stakeholder schaffen. Um das zu schützen, was zählt − Gesundheit, Absicherung im Alter, einen lebenswerten Planeten und, in Zeiten wie diesen, ein friedvolles Miteinander!

Elisabeth Stadler
Vorstandsvorsitzende