Auf ins Übermorgen!

Auf ins Übermorgen!

Das Versicherungsgeschäft wird sich in den nächsten Jahren radikal verändern. Dafür sorgen eine Reihe von weltweiten Trends, von denen wir ausgewählte vorstellen. Auch wenn wir nicht präzise wissen, was die Zukunft bringt, versuchen wir uns bereits jetzt bestmöglich darauf vorzubereiten.

Das Zukunftsposter herunterladen
  • 1Digitalisierung

    Was wir tun

    Aus Sicht der VIG läuft die Digitalisierung in zwei Wellen ab. In der ersten Welle („digitale Transformation“) werden die bisherigen Geschäftsmodelle nach dem Motto „anytime, anywhere, any way“ in die digitale Welt übertragen, entsprechende Prozesse automatisiert und Daten besser genutzt. Die zweite Welle wird gänzlich neue Geschäftsmodelle wie etwa Assistance-Leistungen hervorbringen, Stichwort: nicht versichert, sondern geschützt. An der digitalen Transformation arbeiten heute schon fast alle Konzerngesellschaften mit spezifischen Digitalisierungsprojekten im Rahmen des digitalen Zielbilds der VIG; in diese Projekte fließt etwa die Hälfte unseres jährlichen IT-Budgets von rd. EUR 100 Mio. Zur Unterstützung der Transformation prämieren wir innovative Initiativen der Einzelgesellschaften bei unserem internen Förderprogramm VIG Xelerate. Wir holen uns zusätzlich digitales Methodenwissen über die Kooperation mit dem Innovation Lab Leipzig, und auch Investitionen in InsurTechs schließen wir nicht aus.

    Die digitale Transformation ist neben der Klimaerwärmung der Trend mit den umfassendsten Wirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft.

    Wie dramatisch der Wandel ist, lässt sich schon am Kundenstock der VIG ersehen: Schon zur Mitte des nächsten Jahrzehnts wird jeder zweite potenzielle Kunde der VIG zur Generation Y gehören, also Menschen, die schon mit Amazon, Facebook und Instagram aufgewachsen sind und von Unternehmen entsprechende Services erwarten. 84% aller Versicherungsunternehmen weltweit arbeiten daher an ihrer „digitalen Agilität“, so eine Studie der Beratungsfirma Capgemini. Gleichzeitig führt die Digitalisierung zu tektonischen Verschiebungen des Versicherungsmarkts, neue Player aus der Start-up-Szene („InsurTechs“) und die „Großen“ aus dem Silicon Valley („BigTechs“) drängen möglicherweise in den Markt.

  • 2Klimawandel

    Was wir tun

    Wir arbeiten bereits seit Anfang des Jahrtausends – auch im Verbund mit den anderen Unternehmen der Branche – an verbesserten Prognosemodellen für Naturkatastrophenrisiken. Ein Erfolg dieser Arbeit ist die HORA 2.0, eine Online-Plattform zur Naturgefahrenerkennung und -risikenabschätzung, welche auch hilft, das entsprechende Risikobewusstsein der österreichischen Bevölkerung zu schärfen. Vergleichbare Projekte verfolgen wir in unseren anderen Märkten. Modellierungs-Know-how und der Umgang mit bzw. die Schaffung eines Zugangs zu Daten (Sensorik, Drohnen) werden in Zukunft deutlich an Bedeutung gewinnen. Auch parametrische Versicherungsmodelle werden damit für uns möglich.

    Zweierlei wird kaum mehr angezweifelt: Ein großer Teil des Klimawandels ist vom Menschen verursacht.

    Und er wird – selbst wenn der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen sofort auf null sänke – in den kommenden Jahrzehnten deutlich spürbare Auswirkungen bringen. Wetterphänomene wie Stürme, Starkregen und Hitzewellen werden nicht nur extremer, sondern auch sehr viel häufiger auftreten, mit insgesamt höheren Schadenauswirkungen. Bereits seit einigen Jahren ist die Versicherungsbranche zunehmend von Klimawandelrisiken betroffen, wie die Zahlen zeigen: In den Daten des Rückversicherers Munich Re gibt es seit 1980 nur drei Jahre, in denen die versicherten Naturkatastrophen-Schäden inflationsbereinigt mehr als USD 100 Mrd. Dollar ausgemacht haben – alle davon seit der Jahrtausendwende. Für die Versicherungswirtschaft sind die Risiken durch den Klimawandel schwierig zu kalkulieren, weil es sich um ein singuläres Ereignis handelt, für das kaum auf Daten aus der Vergangenheit zurückgegriffen werden kann. Dies wird sich im Übermorgen, also etwa Ende des nächsten Jahrzehnts, deutlich verändert haben: Durch die weltweite Vernetzung von Geräten und ihren Sensoren können Versicherer dann auf eine wesentlich detailliertere Datenbasis zurückgreifen als heute. Dadurch werden sich auch sogenannte „parametrische Versicherungen“ stärker durchgesetzt haben. Sie koppeln Schadenzahlungen automatisch an bestimmte Wetterparameter, wie etwa die Windgeschwindigkeit, wodurch aufwendige Schadenbeurteilungen entfallen. Wo doch noch Schadenfälle durch Wetterkapriolen abgeschätzt werden müssen, wird dies mithilfe von Drohnen geschehen.

  • 3Konnektivität

    Was wir tun

    Die ungarische Konzerngesellschaft Union Biztositó hat gemeinsam mit der VIG eine App für Kunden aus der Krankenversicherung entwickelt, die diese bei einem gesünderen Leben unterstützt. Per Verbindung mit Wearables können Bewegung, Aktivität und vieles mehr wie etwa Puls oder Gewicht gemessen werden. Die Nutzer können untereinander auch in Wettbewerb treten, etwa beim Stiegensteigen. Außerdem enthält die App einen Seh- und Hörtest. Nach einem erfolgreichen internen Test wird die App, die gemeinsam mit einem ungarischen Start-up umgesetzt wird, interessierten Kunden angeboten. Die Lösung steht zurzeit in ungarischer und englischer Sprache zur Verfügung.

    Zum Arzt geschickt werden, bevor die Krankheit richtig ausbricht? Von der Versicherung vor dem Wasserrohrbruch gewarnt werden, bevor er viel Schaden anrichtet?

    Leistungen zur Verhinderung von Schadenereignissen wie diese sind nur möglich durch den Trend zur Vernetzung. Bereits im Jahr 2017 gab es mit 7,7 Milliarden mehr Mobilfunkverträge als Erdenbürger. Für die meisten Menschen ist das Netz ein so selbstverständlicher wie unverzichtbarer Teil des Alltags geworden – und das wird gerade zum „Internet of Everything“, weil zunehmend Maschinen ins Netz drängen. Sind heute laut Statista etwas über 20 Milliarden Geräte zugeschaltet, sollen es schon in ein paar Jahren mindestens dreimal so viele sein. Die meisten verfügen über Sensoren, die zusammengenommen – und mittels künstlicher Intelligenz (KI) analysiert – ein immer exakteres Bild der Wirklichkeit vermitteln werden.

  • 4Mobilität

    Was wir tun

    Wir haben uns in mehreren Konzerngesellschaften mit Telematik-Modellen und unterschiedlichen Lösungen und Anbietern auseinandergesetzt, so etwa in Polen. Gleichzeitig diskutieren wir mit ausgewählten Autoherstellern mögliche Kooperationsmodelle, insbesondere um uns für einen Schritt in die Richtung „Erlebte Absicherung der Mobilität“ zu bewegen. Im Rahmen des von der VIG ins Leben gerufenen „Motor Strategy Labs“ baut die VIG gemeinsam mit Konzerngesellschaften an zukünftigen Szenarien für eine Erweiterung des Angebots, etwa in Richtung „Connected Cars“.

    30/30 – so knapp lässt sich die Zukunft der europäischen Mobilität fassen.

    Bis zum Jahr 2030 sollen knapp 30% weniger Autos auf den Straßen Europas unterwegs sein, schätzt der Consulter PwC. Mit dem eigenen Auto zur Arbeit zu fahren wird dann nur noch ein Mobilitätskonzept unter vielen sein. Robo-Taxis werden, sobald vollautonomes Fahren Standard geworden ist, einen wichtigen Teil in der Mobilitätskette bestreiten, der Wechsel zwischen verschiedenen Mobilitätsanbietern wird wesentlich flexibler sein als heute. Für Kfz-Versicherer entspricht das dem Evolutionssprung von der Droschke zum Automobil, sie müssen sich grundlegend wandeln. Die neue Autonomie der Autos führt vermutlich zu einem deutlichen Rückgang der Stückvolumina bei deutlichem Anstieg der je Kfz zurückgelegten Wegstrecke. Und auch die Eigentumsmodelle für Kfz werden sich wandeln. Gleichzeitig erwarten Kunden individuellere Services, die Kfz- wird sukzessive zur Mobilitätsversicherung. Ein Schritt dorthin sind Telematik-Tarife, die das Fahrverhalten der Kunden nutzen, um den Kundenbedarf noch zielgerichteter ermitteln zu können und diesem besser passende Produkte anbieten zu können.

  • 5Individualisierung

    Was wir tun

    Wir haben bereits jetzt individualisierte Produkte: So bietet die ungarische Union Biztositó Mobilfunkkunden, welche die Landesgrenze passieren, automatisch den Abschluss einer Reisepolizze an – abgerechnet wird via Mobilfunkrechnung. Auch der s-Alpin-Schutz der Wiener Städtischen lässt sich per Smartphone abschließen. Er gilt bereits 60 Minuten nach dem Abschluss und passt sich dadurch dem individuellen Lebensstil flexibel an.

    Das Streben nach mehr Autonomie und Selbstbestimmung ist derart alltäglich in westlichen Gesellschaften, dass der Trend zur Individualisierung kaum mehr auffällt.

    Lebensstile und biografische Muster werden vielfältiger. Dies gilt auch für Märkte und Produkte: Am Ende des Ausdifferenzierungsprozesses steht die Zielgröße Eins. Durch modularen Aufbau und weitgehende Automatisierung von Prozessen wäre das in wenigen Jahren auch im Versicherungsbereich möglich, prognostiziert die Strategieberatung zeb, und zwar ohne den Verlust des Kollektivmechanismus der Versicherung. Statt Produkten erhält jeder Kunde dann umfassende, auf seine Lebenswelt zugeschnittene Lösungen, die auch versicherungsfremde Leistungen enthalten.